Schulische Integration der italienischen Gemeinde in Deutschland

(Zusammenfassung des Arbeitsdokuments, vereinbart im Juni 2005 zwischen den italienischen Behörden, den Comites-Ausschüssen und den Räte der Italiener im Ausland für Deutschland)

 

 

Vorbemerkung:

Der vorliegende Bericht möchte eine Grundlage für Überlegungen, Diskussionen und operative Anregungen sein und somit ein Arbeitsdokument bilden, das darauf abzielt, praktische Schritte einzuleiten hinsichtlich der Themen und Fragestellungen, die sich im Laufe der vom 9. bis 11. September 2004 in Berlin organisierten italienisch-deutschen Schulkonferenz ergeben haben. Die hier angestellten Betrachtungen bleiben natürlich offen für die Debatte mit den beteiligten Akteuren, die sich in der jetzigen Version auch widerspiegelt.

 

Zusammenfassung:

Während die Gesamtdaten (Ausgangslage der italienischen Schülerschaft, Ressourcen), die auf der Konferenz in Berlin ausgiebig diskutiert wurden, als gegeben angesehen werden, konzentriert sich das Arbeitsdokument auf Handlungslinien, die schon heute in Deutschland umgesetzt werden können und auf einigen Leitgedanken aufbauen:

Der erste besteht in der Strategie, die bereits während der Konferenz in Berlin hervorgehoben wurde, unsere eigenen Aktivitäten in die Wirklichkeit und in die Reformbestrebungen des deutschen Schulsystems zu integrieren, denn nur so können wir die notwendige Zusammenarbeit finden, um uns einer wirklichen schulischen Integration unserer Gemeinschaft anzunähern. Daraus ergeben sich die vorrangigen Ziele, realistisch, aber systematisch die Aufnahme des Italienischunterrichtes in den deutschen Schulkontext anzustreben und den schulischen Erfolg gezielt zu fördern, im Einklang mit der deutschen Politik einer frühkindlichen Alphabetisierung und der Verbesserung des Bildungsangebotes.

Der zweite Leitgedanke besteht in dem Vorschlag einer gemeinsamen Anstrengung nicht nur der Konsulate, sondern – auf freiwilliger Basis – aller institutionellen Einrichtungen und Vereinigungen unserer Gemeinschaft, um eine weitverzweigte intensive Sensibilisierung der Familien zu erreichen, die der eigentliche Schlüssel ist für ein neues Verhältnis zur Schule.

Der dritte Leitgedanke betrifft die Vorgehensweise und möchte eine systematische Planungsfähigkeit fördern, die sich durch eine transparente Verwendung der Mittel auszeichnet, nach möglichst klar erkennbaren Kosten-Nutzen-Kriterien, begleitet von einer realistischen Überwachung der Ergebnisse.

 

 

Zusammenfassung der wichtigsten Vorhaben

 

Wir müssen die Tendenz einer wachsenden Zahl von Bundesländern feststellen, ihr Engagement bei Mutterspracheunterricht zu reduzieren, nicht nur gegenüber dem Italienischen, sondern ganz allgemein gegenüber den Herkunftssprachen. Obgleich noch nicht die völlige Abschaffung der muttersprachlichen Kurse erwogen wird, beabsichtigt man doch nicht mehr, das Angebot auf dem früheren Niveau aufrechtzuerhalten. In der Tat zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass das Lernen der Muttersprache das Erwerb anderen Sprachen erleichtert.

-         Wünschenswert ist der möglichst langfristige Erhalt der gegenwärtig von den Ländern organisierten Kurse, auch mit einem anderen Status, wenn nur ihr Besuch durch die italienischen Teilnehmer gesichert bleibt.

-         Wir schlagen vor, Italienisch-Kurse in den regulären Stundenplan der Schulen mit hohem Anteil italienischer Kinder aufzunehmen, und zwar am Vormittag für die Grundschulen (es gibt bereits einige Beispielfälle in Baden-Württemberg) und am Nachmittag für die Ganztagsschulen; ferner die Einsetzung und/oder Fortführung zweisprachiger Projekte an Schulen, die einen erheblichen Prozentsatz von Italienern aufweisen.

-         Wir beabsichtigen, mit der italienischen Gemeinde zusammenzuarbeiten, um zum allgemein verbreiteten Besuch der Kindergärten und der von deutscher Seite angebotenen frühen Alphabetisierungskurse zu ermutigen.

-         Des Weiteren müssen wir den Kultusministerien der Länder auch das Problem der Schülergeneration unterbreiten, die bereits die Schule besucht. Hier gilt es, Fördermaßnahmen anzumahnen mit dem Ziel einer stärkeren Zusammenarbeit zur Senkung der Zahl von Überweisungen an Sonderschulen.

-         Zweckmäßig wird es sein, in Einzelfällen die Möglichkeit der Verbindung von Italienischunterricht und Fördertätigkeit in der Schule zu prüfen.

-         Unser Ziel ist die Zusammenarbeit mit den Konsularvertretern, den Comites, den Körperschaften, den katholischen Missionen, den Fürsorgewerken und den ortsansässigen Verbänden und Vereinen, um ein Netz von Multiplikatoren zu schaffen, das über das Netz der Lehrkräfte hinaus, auf freiwilliger Basis, eine Sensibilisierungskampagne zum Kindergartenbesuch durchführen kann, der möglichst frühzeitig erfolgen sollte für alle Familien mit Kindern im Alter zwischen 0 und 5 Jahren. Ebenso sollten diese Multiplikatoren den Familien die entscheidende Bedeutung des Schulerfolgs wie auch die Risiken der Überweisung an eine Sonderschule klarmachen, sie auf die Kurse für italienische Sprache und Kultur aufmerksam machen, auf zweisprachige Projekte, ihnen die bestehenden Förderangebote nahelegen und ganz allgemein das Bewusstsein für schulische Probleme wecken und wach halten.

 

 

 

 

 

ANLAGEN

 

Anl. 1:     Statistiken

 

Anl. 2:     Vorschläge für eine systematische Zusammenarbeit zwischen Schulbehörde und Konsulat zur Vermeidung von

               Schulproblemen